Was ist eine Mini-Solaranlage und wann lohnt sie sich?

Wer in einer Mietwohnung lebt oder sich keine große Photovoltaikanlage leisten kann, kann mit einer Mini-Solaranlage dennoch seine Stromkosten senken. Auch wenn der Solarertrag geringer ausfällt, leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.
Inhaltsverzeichnis
19.07.2024

    Was unterscheidet eine Photovoltaikanlage von einer Mini-PV-Anlage?

    Photovoltaikanlagen, die üblicherweise auf Privathäusern installiert werden, haben in der Regel eine Nennleistung von 3 bis 20 Kilowatt-Peak. Sie werden fest installiert und sind für den Betrieb über mehrere Jahrzehnte ausgelegt. Im Gegensatz dazu können Mini-Solaranlagen von Nutzern selbst installiert und mit geringem Aufwand wieder entfernt werden. Insbesondere das sogenannte Balkonkraftwerk ist kleiner und damit auch günstiger als eine herkömmliche Photovoltaikanlage, produziert aber auch deutlich weniger Solarstrom. 

    Kleine Solaranlagen für den Eigenverbrauch gibt es in verschiedenen Ausführungen. Die Mini-PV-Anlagen für die Steckdose werden auch als „Plug-and-play“-Solaranlagen, Steckdosen-Module oder Balkonkraftwerk bezeichnet. 

    Übliche Modelle bestehen aus ein bis zwei Standard-Solarmodulen und einem Wechselrichter, über den die Verbindung mit dem öffentlichen Netz erfolgt. Zum Zubehör gehören noch die entsprechenden Kabel, mit denen die Module und der Wechselrichter verbunden werden. Sollen die Module am Balkon installiert werden, ist zudem eine passende Halterung (ein Montagesystem) erforderlich.  

    Derzeit ist in Deutschland die Einspeiseleistung des Wechselrichters noch auf 600 Watt begrenzt. Zwar können die Solarmodule eine höhere Leistung bringen – z. B. bei Kombination von zwei Modulen mit jeweils 420 Watt-Peak –, die Einspeiseleistung wird dann jedoch über den Wechselrichter abgeregelt.

    Im Jahr 2024 sollte diese Begrenzung auf 800 Watt angehoben werden. Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE) hat im Januar dazu ein Positionspapier veröffentlicht und unterstützt diese Erhöhung. Sie ist derzeit (Stand: Mai 2023) jedoch noch nicht gültig. Neben den Balkonkraftwerken gibt es auch deutlich kleinere Varianten der Mini-PV-Anlagen, die mit in den Park oder zum Zelten mitgenommen werden können. Die häufig faltbaren und sehr leichten Module (auch als „mobile Module“ bezeichnet) für den Inselbetrieb dienen dazu, Gleichstromverbraucher wie das Smartphone oder ein Radio direkt mit Strom zu versorgen. Werden diese relativ leistungsschwachen mobilen Module mit einer Batterie mit integriertem Wechselrichter verbunden, spricht man auch von einem „Solargenerator“, der das Speichern von Solarstrom und den Betrieb von Wechselstromverbrauchern erlaubt. Im Folgenden gehen wir vor allem auf fest installierte Mini-Solaranlagen oder Balkonkraftwerke ein.

    Wann ist „Mini-Photovoltaik“ sinnvoll?

    Mit dem wachsenden Bewusstsein für den Klimawandel möchten viele Menschen dazu beitragen, die Erderwärmung zu verlangsamen. Photovoltaikanlagen leisten dazu einen wichtigen Beitrag, da sie sauberen Ökostrom produzieren. Wer nicht die Möglichkeit hat, eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Hausdach zu installieren, findet in einer Mini-PV-Anlage eine Alternative.

    Sofern die Mini-Solaranlage an einem geeigneten Standort eingesetzt wird, lassen sich damit die jährlichen Stromkosten senken – zumindest zu einem kleinen Teil. Eine größere Unabhängigkeit vom Strommarkt und eine gegebenenfalls völlig autarke Versorgung sind damit jedoch nicht möglich. Kleine Solaranlagen verringern aber den Anteil an Strom, der aus dem öffentlichen Netz zugekauft werden muss.

    Mini-Photovoltaikanlagen sind auch an Orten ohne öffentliche Stromversorgung, zum Beispiel im abgelegenen Garten, einsetzbar. Dann handelt es sich um Inselsysteme, die ganz ohne Anschluss an das öffentliche Stromnetz funktionieren. Mit solchen Anlagen können kleinere Haushaltsgeräte betrieben werden, solange die Sonne scheint. Manche Mini-Solaranlagen sind mit einem Speicher ausgerüstet, um die gewonnene Energie später zu nutzen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt den Kauf solcher Geräte allerdings nicht, da sie sich selten rentieren. Dennoch werden Mini-Solaranlage und Speicher oft als Set angeboten. Ob es sich lohnt, in das teure Zubehör zu investieren, kann nur jeder selbst entscheiden.

    Mini-Solaranlagen am Balkon eines Hauses

    Wichtig: der richtige Standort

    Auch Solar-Kleinanlagen lohnen sich nur, wenn sie so installiert werden, dass sie ausreichend Solarstrom produzieren können. Für die Montage an einem Balkon oder an einer Fassade ist eine Süd-, Südost- oder Südwest-Ausrichtung ideal. Aufgrund der meist vertikalen Anbringung fällt das Sonnenlicht nicht im optimalen Winkel auf die Module, sodass der Ertrag während der Sommermonate geringer ausfällt. Dafür kann auch im Winter noch Solarstrom gewonnen werden, wenn die Sonne tiefer am Himmel steht. 

    Mit einer entsprechenden Aufständerung ist es aber auch möglich, die Solaranlage auf einer Terrasse oder auf einem Haus- oder Schuppendach bzw. einem Carport anzubringen. Hier ist ein Neigungswinkel zwischen 30 und 35 Grad die beste Wahl.

    Mobile Kleinanlagen lassen sich ohne Schwierigkeiten nach dem aktuellen Stand der Sonne ausrichten. Dazu kann die mitgelieferte Aufständerung genutzt werden.

    Wie werden Klein-Solaranlagen genutzt?

    Mini-Solaranlagen für den Balkon können über einen Schutzkontaktstecker (gewöhnlicher Haushaltsstecker) oder eine Wieland-Steckdose mit dem Haushaltsstromkreis verbunden werden. Die Solarmodule produzieren Gleichstrom, der mithilfe eines Wechselrichters von in Wechselstrom umgewandelt und so für den Haushalt nutzbar gemacht wird. Da Mini-PV-Anlagen in aller Regel nicht ausreichend Strom produzieren, wird zusätzlich Strom aus dem öffentlichen Stromnetz zugekauft. 

    Gelegentlich investieren Betreiber auch in einen Batteriespeicher aber das lohnt sich nur selten. Die Solarmodule liefern wenig Leistung, eine zu große Kapazität bleibt schnell ungenutzt. 

    Anders als größere Photovoltaikanlagen sind Kleinanlagen nicht dafür gedacht, den produzierten Solarstrom ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen. In Anbetracht der Tatsache, dass die derzeitige Einspeisevergütung niedrig ist, wäre das ohnehin nicht lohnenswert. Eine Mini-Solaranlage rentiert sich also vor allem dann, wenn der produzierte Strom möglichst vollständig selbst genutzt wird.

    Im Sommer und während der Mittagsstunden wird tendenziell am meisten Strom produziert. Wer tagsüber nicht zu Hause ist, kann dennoch von einer Mini-PV-Anlage auf dem Balkon oder einer Dachfläche profitieren. Geräte, die im Standby-Modus sind, oder auch das WLAN benötigen stets Strom, der mithilfe der Anlage erzeugt werden kann. In der Regel ist es sinnvoll, die Mini-Solaranlage so zu dimensionieren, dass dieser Grundbedarf abgedeckt wird. Überschüsse zu speichern lohnt sich meist nicht, denn eine kleine Solaranlage mit Speicher ist nur in den seltensten Fällen rentabel.

    Welchen Ertrag liefern Solar-Kleinanlagen?

    Der Ertrag einer Mini-Solaranlage ist von der Sonneneinstrahlung sowie von Ausrichtung und Neigung der Anlage abhängig. Häufig sind diese Parameter bei Balkonkraftwerken nicht ideal, hinzu kommen typische Verschattungen, z. B. durch Nachbargebäude. Laut der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin erzeugt eine kleine Solaranlage mit einer Nennleistung von 600 Watt-Peak pro Jahr etwa 400 Kilowattstunden Strom.

    Zum Vergleich: Ein Vier-Personen-Haushalt verbraucht durchschnittlich etwa 4.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Daher kann eine kleine Photovoltaikanlage zwar einen Beitrag dazu leisten, die Stromkosten zu reduzieren, fällt jedoch nicht annähernd so ins Gewicht, wie eine übliche Dach-Photovoltaikanlage. Mithilfe von Stromzählern für die Steckdose können Nutzer selbst überwachen, wie viel Strom tatsächlich produziert wird. 

    Die HTW hat einen Stecker-Solar-Simulator entwickelt, mit dem Verbraucher selbst prüfen können, mit welchen Erträgen an ihrem Standort zu rechnen ist. Der Simulator berücksichtigt unter anderem die Montageart, Neigung und Ausrichtung, Verschattungen sowie die möglichen Kosten und zeigt an, ob sich die Investition voraussichtlich auszahlen wird.

    Rechenbeispiel zum Ertrag und den Kosten einer Mini-Solaranlage

    Annahmen:

    Eine kleine Solaranlage mit einer Nennleistung von 600 Kilowatt-Peak produziert bei guten Standortbedingungen etwa 400 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Ein Haushalt kann davon 80 Prozent nutzen. Das entspricht 320 Kilowattstunden pro Jahr. 

    Bei einem Strompreis (Stand: Juli 2024) von ca. 25 Cent pro Kilowattstunde (Strompreisbremse) ergibt sich eine jährliche Ersparnis von 320 × 0,25 € = 80 € für den nicht zugekauften Strom.

    Die Kosten für die Mini-Solaranlage belaufen sich meist auf mehrere hundert Euro. Die Ausgaben haben sich also erst nach mehreren Jahren amortisiert. Wird als Zubehör noch ein Speicher gekauft, verlängert sich die Amortisationszeit weiter.

    Tendenziell ist es leichter, in einem Mehrpersonenhaushalt mehr vom selbst produzierten Solarstrom auch selbst zu nutzen. In einem Einpersonenhaushalt mit einer Eigennutzung von nur 40 Prozent ergäbe sich eine Ersparnis von lediglich 40 Euro im Jahr. Zudem ist nicht jeder Standort geeignet. Ob es sich lohnt, eine Photovoltaik-Kleinanlage zu kaufen, muss daher immer individuell beurteilt werden.

    Mini-Solaranlage im Garten

    Rechtliche Rahmenbedingungen für Mini-Solaranlagen

    Wenn Sie ein Balkonkraftwerk oder eine andere Mini-Solaranlage kaufen, sollten Sie in jedem Fall darauf achten, dass der enthaltene Wechselrichter mit einer Konformitätserklärung (VDE AR 4105) ausgestattet ist. Er muss außerdem die Einspeiseleistung auf 600 Watt begrenzen, solange die geplante Erhöhung auf 800 Watt noch nicht durchgesetzt wurde.

    Jede Mini-Solaranlage, die per Steckdose mit dem Stromkreis verbunden wird, muss angemeldet werden. Die Anmeldung erfolgt über das Marktstammdatenregister bei der Bundesnetzagentur sowie beim eigenen Netzbetreiber. Diese doppelte Anmeldung könnte zukünftig entfallen, derzeit ist sie aber noch notwendig. Von der Pflicht zur Anmeldung ausgenommen sind nur Inselanlagen. 

    Eine Genehmigung von staatlicher Seite brauchen Sie nicht. Allerdings muss die Anlage korrekt und sicher installiert werden. Wer in einer Mietwohnung lebt oder einer Eigentümergesellschaft angehört, muss eventuell entsprechende Genehmigungen vom Hausbesitzer oder Vermieter einholen. Unter Umständen sind auch Bestimmungen für den Denkmalschutz oder bauaufsichtliche Vorschriften zu berücksichtigen.

    Zu beachten ist zudem, dass herkömmliche Stromzähler mit mechanischen Drehscheiben („Ferraris-Zähler“) in Verbindung mit einer Mini-Solaranlage rückwärts laufen können. Das ist verboten. In diesem Fall muss der Zähler mit einer Rücklaufsperre ausgestattet bzw. ausgetauscht werden, was zusätzliche Kosten verursacht.

    Fazit: Investition in Mini-Photovoltaik sorgfältig prüfen

    Mini-Solaranlagen sind eine erschwingliche und einfache Möglichkeit, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und die eigenen Stromkosten zu reduzieren. Aus finanzieller Sicht ist die Installation einer kleinen Solaranlage immer dann sinnvoll, wenn die Anlage einen ausreichend hohen Ertrag erreicht. Zu diesem Zweck muss der Standort geprüft werden: Eine ungünstige Ausrichtung, Neigungen oder Verschattungen beeinträchtigen den Ertrag.

    Außerdem müssen Sie eine Mini-Solaranlage, die ans Stromnetz angebunden wird, anmelden. Ansonsten hält sich der bürokratische Aufwand aber in Grenzen. Wer eine ausreichend große Dachfläche zur Verfügung hat, profitiert in aller Regel jedoch mehr von einer größeren, gut geplanten Photovoltaikanlage.