Mehr Solar, neue Spielregeln?

01.08.2025
28 Prozent des deutschen PV-Stroms fielen zuletzt in Stunden mit negativen Preisen. Warum das kein Grund zur Sorge ist, aber ein Thema, das PV-Betreiberkennen sollten.
Haus mit Glas-Glas Modulen von Solarwatt

Was PV-Betreiber über Strompreise bei hoher PV-Erzeugung wissen sollten

Im ersten Halbjahr 2025 haben europaweit die Stunden mit negativen Börsenstrompreisen deutlich zugenommen. In Deutschland fielen bereits 28 Prozent der potenziellen PV-Erzeugung in solche Niedrigpreisphasen. 

Dieser Trend zeigt: Die Herausforderungen der Energiewende liegen nicht nur im Zubau, sondern zunehmend in der systemischen Integration erneuerbarer Energien. 

Laut dem aktuellen Renewable Power Market Report 2025 des Beratungsunternehmens Enervis Energy Advisors, das sich auf Energiemarktanalysen spezialisiert hat, ist dieser Effekt in nahezu allen europäischen Ländern zu beobachten. Für Deutschland prognostiziert Enervis den Höchststand negativer Börsenstrompreis-Stunden im Jahr 2034 mit rund 1.300 Stunden. 

Weshalb negative Preise zunehmen und was das für den Strommarkt bedeutet 

Die Ursache für die zunehmenden negativen Preisstunden liegt nicht in einem Versagen der PV-Erzeugung, sondern in deren Erfolg: Der starke Zubau von Photovoltaik-Anlagen schreitet derzeit deutlich schneller voran als der Ausbau von Stromspeichern oder steuerbaren Verbrauchern. 

Die Folge: An sonnigen Tagen speisen viele Anlagen gleichzeitig große Mengen Strom ins Netz ein. Dieser kann nicht vollständig verbraucht oder gespeichert werden. Dadurch entsteht ein kurzfristiges Überangebot am Markt, das die Börsenpreise zeitweise ins Negative drückt. 

Enervis geht davon aus, dass sich dieser Trend ohne gezielte Gegenmaßnahmen in den kommenden Jahren fortsetzt. Der Schlüssel liegt in einer Weiterentwicklung des Gesamtsystems: 

  • Ausbau der Speicherkapazitäten
  • Erhöhung der Flexibilität auf der Verbrauchsseite
  • Reform des Strommarktdesigns

Länder wie Spanien zeigen: Wo Marktmechanismen und Speicherinfrastruktur greifen, kann sich der Effekt mittelfristig wieder abschwächen. 

 

Was bedeuten negative Börsenstrompreise für PV-Betreiber? 

Auch bei negativen Preisen bleibt die Einspeisung technisch möglich und häufig wirtschaftlich sinnvoll. 

Viele Betreiber sind davon nur indirekt betroffen – etwa über variable Vergütungsmodelle oder künftige Marktanpassungen. 

Gleichzeitig gewinnt der Eigenverbrauch an Bedeutung: Wer den erzeugten Strom selbst nutzt, macht sich unabhängiger von kurzfristigen Marktschwankungen und erhöht die Wirtschaftlichkeit der eigenen Anlage. 

Ausblick: Strommarkt im Wandel, Wirtschaftlichkeit im Blick behalten 

Der PV-Zubau ist ein zentraler Treiber der Energiewende. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Betreiber, ihre Anlagen wirtschaftlich sinnvoll in ein sich wandelndes Stromsystem zu integrieren. 

Die langfristige Rentabilität hängt künftig stärker von einer durchdachten Kombination aus technischer Ausstattung, Eigenverbrauchsquote und Marktintegration ab. Ein vorausschauender Umgang mit der eigenen Anlage – etwa durch Monitoring, Speicherintegration oder flexible Steuerung – stärkt die Resilienz gegenüber volatilen Preissignalen. 

Wer Entwicklungen im Energiemarkt im Blick behält, bleibt als Betreiber auch langfristig gut aufgestellt.